Poesie kann selbst einem Herzen, das durch den Schmerz und die Trauer wegen eines Todesfalls verwundet ist, großen Trost schenken. Deshalb haben sich viele Dichter auch ausführlich mit dem Tod beschäftigt und ihre Gedanken dazu in wunderschönen Trauergedichten zum Ausdruck gebracht.

Wenn etwas uns fortgenommen wird,
womit wir tief und wunderbar zusammenhängen,
so ist viel von uns selber mit fortgenommen.
Gott aber will, dass wir uns wieder finden.
Reicher um alles Verlorene, und vermehrt um jenen unendlichen Schmerz.

Rainer Maria Rilke

Du bist nicht tot,
sondern nur untergegangen wie die Sonne.
Wir trauern nicht über einen,
der gestorben ist,
sondern wie über einen,
der sich vor uns verborgen hält.
Nicht unter den Toten suchen wir dich,
sondern unter den Seligen des Himmels.

Theodoret von Kyros

Wie wenn das Leben wär nichts andres
als das Verbrennen eines Lichts!
Verloren geht kein einzig‘ Teilchen,
jedoch wir selber geh‘n ins Nichts!
Denn was wir Leib und Seele nennen,
so fest in eins gestaltet kaum,
es löst sich auf in tausend Teilchen
und wimmelt durch den öden Raum.
Es waltet stets dasselbe Leben,
Natur geht ihren ewg‘en Lauf;
in tausend neu erschaff‘nen Wesen,
steh‘n diese tausend Teilchen auf.
Das Wesen aber ist verloren,
das nur durch diesen Bund bestand,
wenn nicht der Zufall die verstaubten
aufs Neue zu einem Sein verband.

Theodor Storm

Über alle Gräber wächst zuletzt das Gras,
Alle Wunden heilt die Zeit, ein Trost ist das,
Wohl der schlechteste, den man dir kann erteilen;
Armes Herz, du willst nicht, dass die Wunden heilen.
Etwas hast du noch, solang es schmerzlich brennt;
Das Verschmerzte nur ist tot und abgetrennt.

Friedrich Rückert

Einige Menschen haben die Gabe Engeln zu begegnen!
Andere Menschen haben die Kraft,
diese Engel wieder gehen zu lassen!
Ihr seid ganz besondere Menschen:
Ihr hattet die Gabe und die Kraft
und Euer Engel bleibt für immer in Euren Herzen!

Arthur Schopenhauer

Steht nicht an meinem Grab und weint,
ich bin nicht da,
nein, ich schlafe nicht.
Ich bin eine der tausend wogenden Wellen des Sees,
ich bin das diamantende Glitzern des Schnees,
wenn ihr erwacht in der Stille am Morgen,
dann bin ich für euch verborgen,
ich bin ein Vogel im Flug,
leise wie ein Luftzug,
ich bin das sanfte Licht der Sterne in der Nacht.
Steht nicht an meinem Grab und weint,
ich bin nicht da,
nein ich schlafe nicht

Gedicht der Lakota-Indianer

Auch der schönste Sommer will
einmal Herbst und Welke spüren,
Halte, Blatt, geduldig still,
wenn der Wind dich will entführen.
Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
lass es still gescheh‘n,
lass vom Wind, der dich bricht,
dich nach Hause wehen.

St. Augustinus

Ich gehe langsam aus der Welt heraus
in eine Landschaft jenseits aller Ferne
und was ich war und bin
und immer bleiben werde
geht mit mir ohne Ungeduld und Eile
in ein bisher noch nicht betret‘nes Land.

Hans Sahl

Wenn ich sterben und euch für eine Weile
zurücklassen sollte - weinet nicht um meinetwillen.
Wendet euch wieder dem Leben zu.
Lasst euer Herz und eure Hand etwas tun,
das andere tröstet.
Bringt zu Ende, was ich unvollendet zurück ließ.

Mary Hall

Ein Korn in die Erde gesät,
ein Keimling aufgegangen,
ein Halm feststehend
mit Knoten, die ihm Halt gaben
auf einem großen Feld.
Die Ähre stark und kräftig
jedem Wetter trotzend.
Er, der das Korn setzen
und den Halm gedeihen ließ,
befand, dass die Ähre reif war
und schnitt sie.

Klaus-Dieter Teppich

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Die Poesie des Schmerzes

Der Tod ist unausweichlich, doch wenn er einen der Menschen ereilt, die wir lieben, müssen wir uns mit dieser Unausweichlichkeit erst einmal schmerzhaft auseinander setzen. Es ist nicht leicht, Abschied zu nehmen und mit dem Schmerz fertig zu werden, den uns dieser Schicksalsschlag zugefügt hat. Die Liebe ist noch da, doch sie hat als Anlaufstelle nur noch die Erinnerung und die Sehnsucht. Das Leben geht weiter, und doch ist unser Alltag von Trauer und Weinen bestimmt.

Diesen Schmerz, den trauernde Menschen empfinden, haben natürlich vor ihnen schon viele Menschen empfunden. Und einige von ihnen hatten die Gabe, diese Empfindungen in besonders schöne, poetische Worte zu kleiden, die für andere trotz ihrer Traurigkeit einen echten Trost dar stellen können. Solche Trauersprüche können sehr kurz sein, oder aber sie haben die Form eines Gedichtes, welches mit seiner schmerzlichen Eindringlichkeit zu Herzen geht und das Innerste der Menschen berührt.

Trauergedichte mit langer Tradition

Die Trauerlyrik gehört mit zu den ältesten Formen der Literatur. Schon in den Kulturen der Perser, Ägypter und Chinesen kannte man zu Herzen gehende Trauergedichte, die den Emotionen stilvoll Worte verleihen sollten. Dabei konnten ganz leise und traurige Töne vor herrschen, aber auch Wut, Zorn und Verzweiflung kann der Verfasser in einem Gedicht verarbeiten. Manche ein Trauergedicht zählt eher zu den Freundschaftsgedichten, in denen man den Verlust eines engen Kameraden beweint, manche Trauerverse sind Abschiedsgedichte, in denen man sich von einem Kind oder einer Geliebten verabschiedet und versucht, diesen Verlust zu verarbeiten.

Wurden Gedichte in früheren Zeiten oft in Reimform verfasst, so können moderne Gedichte auch ohne Reime ihre Anteilnahme vermitteln. Auch die Länge der Gedichte variiert sehr stark: Vom kurzen Trauerspruch in Gedichtform bis zu mehreren Versen langen Gedichten findet man alles. Die Verfasser können aus dem weltlichen oder religiösen Umfeld stammen, manchmal bleibt der Verfasser auch anonym.

Ausrichtung der Trauergedichte

Der Fokus der Trauergedichte kann sehr unterschiedlich sein. Manche - besonders religiös orientierte – zielen auf den Aspekt der Ewigkeit im Antlitz Gottes und wollen so Trost spenden, manche thematisieren den Schmerz des Abschieds, andere wollen einem trauernden Menschen Beileid übermitteln und ihm deutlich machen, dass er in seiner Trauer nicht allein ist.

Andere Gedichte wiederum betonen, dass ein verstorbener Mensch durch das Erinnern am Leben gehalten wird, da er in den Herzen derjenigen weiter lebt, die immer noch an ihn denken und ihn in sich spüren. Aber auch die tiefe Verzweiflung, die uns ergreift, wenn uns ein geliebter Mensch verlassen hat, kann das zentrale Thema eines solchen Trauergedichtes sein. Besonders herzzerreißend kann dann die Klage eines Elternteils sein, welches sein Kind beweinen muss.

Einsatz von Trauergedichten

Trauergedichte werden auf vielfältige Weise verwendet. So kann man in Trauerkarten ein Gedicht als Einleitung benutzen, auch in Beileidskarten oder mündlichen Beileidsbekundungen wird gerne ein Gedicht zitiert. Kürzere Gedichte eignen sich auch als Trauersprüche zur Kondolenz. Wenn der Platz auf dem Medium nicht ausreicht, kann man aus einem Gedicht auch nur Zitate auswählen, oder aber man legt ein langes Trauergedicht, welches man wirklich gerne benutzen möchte, auf einem gesonderten Blatt der Karte bei.

Bei einem Medium wie dem Kondolenzbuch auf der Trauerfeier oder dem Internet kann man hingegen auch gerne längere Sprüche und Gedichte verwenden, da hier der Platz kein einschränkendes Kriterium ist. Auch ein Trauerbrief oder ein ausführliches Beileidsschreiben kann man gerne mit langen Kondolenzsprüchen anreichern, die ihren poetischen Trost entfalten können. Denn in besonders emotionalen Situationen, wie es ein Trauerfall ist, reagieren selbst Menschen, die sonst mit dieser Form der Lyrik nicht so viel anfangen können, doch sehr empfänglich auf die Wirkung, die ein wunderschönes Gedicht haben kann.

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